Mappa Mundi
Einen zunächst unabhängig scheinenden Werkkomplex, der jedoch aufs Engste inhaltlich mit Geschichten von Reisen und Irrwegen in Beziehung steht wie z. B. jener von Homers Odysseus
ist die mappa mundi. Kontinente, über die Weltmeere miteinander verbunden, stehen für große, universelle Themen, zugleich gleichen kartografierte Räume einem abstrahierten
Zeichensystem. Viele Länder sind Sehnsuchtsorte für Menschen, deren eigene Lebenswelt immer unwirtlicher oder gefährlicher wird und die den Wunsch hegen, in ein neues Leben anderswo aufzubrechen. Bewusst greift Kessler bei ihren auf Baumwollgaze gestickten Kontinenten, der 14-teiligen Arbeit mappa mundi auf eine weiblich konnotierte Nähtechnik zurück. Sie erinnert damit an die Frauen, die in der Heimat zurückgeblieben sind und oft über Jahre im Ungewissen über das Schicksal ihrer Ehemänner bleiben, wie in Homers Epos Penelope, die immer wieder des Nachts ihre während des Tages gefertigte Handarbeit auftrennt, um sich ihrem Schicksal, mit einem ihrer Freier verheiratet zu werden, zu entziehen.
Weite und Ferne versus Nähe und Heimat werden nicht als Gegensätze verstanden, sondern stehen in einem engen Verhältnis zueinander.
Die Hängung der Installation erinnert an gesetzte Segel.
Auszug aus dem Katalogtext Odissea von Ulrike Wolff Thomsen
Ausstellungsort
Museum Kunst der Westküste, Alkersum, Föhr, 2018
Ausmaße
variabel
Materialien
Baumwollgaze, Nähgarn, dünne Eisenstäbe