Das Rathaus der Stadt Hamm erhält vom 21. November 2001 bis zum 19. Mai 2002 eine Zeit lang durch die Arbeiten von Susanne Kessler ein neues und verändertes Gesicht. Die ausgestellten Werke, Bilder, Zeichnungen und Installationen sind der Beitrag des Museumsvereins Hamm zu den Jubiläumsfeierlichkeiten der Stadt Hamm, die in diesem Jahr ihr 775-jähriges Bestehen feiert. Mit diesem “Kunstwerk auf Zeit” möchte der Museumsverein auch gleichzeitig einen Beitrag zur Förderung junger Kunst leisten und besonders diejenigen Künstler und Künstlerinnen fördern, deren Werk noch nicht abgeschlossen ist, die noch auf dem Weg sind und stets im Begriff sind, ihre schöpferischen Kräfte und Potentiale weiterzuentwickeln und zu erneuern. Die Installation im Rathaus findet mit einem “Kunstwerk auf Zeit” im Gustav-Lübcke-Museum ab März 2002 ihre Fortsetzung.

In Abstimmung mit dem Museum wählte der Museumsverein Hamm die 1955 in Wuppertal geborene Künstlerin Susanne Kessler aus. Zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland, Werke im öffentlichen Raum und in Museen sowie die Verleihung wichtiger Kunstpreise und Stipendien, u.a. des Kaiserring-Stipendiums in Goslar, haben Susanne Kessler inzwischen zu einer auch über die nationalen Grenzen hinaus anerkannten Künstlerin gemacht. Von 1995 bis 1996 weilte sie auf Einladung des Goethe-Institutes in Indien und Pakistan, um dort zu arbeiten und auch auszustellen. Das in Lahore in Pakistan entstandene Werk “Only to vanish once more”, ein 14 Meter langes, mit geheimnisvollen Zeichen und Chiffren bedecktes Tuch, das sog.Wandertuch von Lahore, ist Teil der Installation im Rathaus. Andere Arbeitsaufenthalte führten die Künstlerin nach Mali, Äthiopien, Guatemala und in die USA. Ihre auf den Reisen gewonnenen Eindrücke, die Erfahrung von Landschaft und Natur, von Stadtraum und Industriegebiet, in dessen Umfeld sie in Wuppertal aufwuchs, fließen in ihr Schaffen ein und führen zu immer wieder neuen Lösungen. Susanne Kessler lebt seit 17 Jahren abwechselnd in Rom, bei Orvieto und in Wuppertal. Die erste Begegnung mit der Künstlerin kam im September 1999 im Museum Schloss Moyland bei Kleve zu Stande, wo eine umfangreiche Präsentation ihrer Arbeiten nicht nur in den Museumsräumen selbst, sondern auch im Park zu sehen war. Die aus vielfältigen Materialien, wie Farbe, Papier, Stoff, Draht und Holz gefertigten Arbeiten, die sie immer wieder zu neuen raumbezogenen Kompositionen zusammenstellt, nennt Susanna Kessler Konstruktionen. Es sind temporare und variable Arbeiten, die gleichzeitig vom jeweiligen Ausstellungsort leben, nachdenkliche Arbeiten an außergewöhnlichen Orten, die stets von neuem zur Auseinandersetzung und intensivem Erleben anregen. Allen, die am Aufbau der Ausstellung mitgewirkt haben, den Mitarbeitern der Stadtverwaltung und den Mitarbeitern des Gustav-Lübcke-Museums gilt unser herzlicher Dank. Einen ganz besonderen Dank mochten wir den Autoren Diana Lenz-Weber, Adolf Smitmans, Silke Eikermann und Michael Zeller sowie der Künstlerin selbst aussprechen, die nicht nur an der Einrichtung der Ausstellung beteiligt war, sondern auch die vorliegende Broschüre gestaltet hat.

 

Einführender Text von der Direktorin Dr. Ellen Schwinzer des Museums Gustav Lübke zum Katalog der Ausstellung „Susanne Kessler – Bilder und Gebilde“, Hamm 2002