Einige Gedanken im Vorfeld zum Bau meiner Skulptur “la piramide”.
Die Pyramide gehoert zu den aeltesten Gebauedeformen. Sie war neben der Bedeutung einer Totenstaette oder Totenkultstaette, auch ein Symbol fuer koenigliche Macht und ein immer noch gueltiges Beispiel fuer eine ungeheueres bauliches Koennen . Pyramiden gab es in vielen Kulturen auf dem ganzen Erdball verteilt. Sie waren auch das Abbild der Sonne und man sagt, in ihnen materialisierten sich die Sonnenstrahlen, die bei Sonnenaufgang von einem Punkt aus strahlenfoermig durch die Wolken brechen . Die Pyramide war ein kuenstlicher Berg und beherbergte in ihrem Inneren zahlreiche geheimnisvolle Gaenge, Korridore und Kammern . Sie war Teil eines urbanen Planes, in einem kultischen Bezirk. Sie geht auf den Urhuegel zurueck, den man ueber die Toten anhaeufte, Gebaut wurde sie in ihrer Ursprungsform Mastaba wie ein Totenhaus , dann wuerde Mastaba auf Mastaba stufenfoermig aufgeschichtet und somit war die Stufenpyramide geboren . Spaeter baute man die Pyramiden um einen Kernstein herum, an demdas Stufenmauerwerk angelehnt wurde, welches in einem weiteren Schritt ummantelt wurde.
Fuer meine “Pyramide” habe ich einen wunderbar geeigneten Kernstein auf einem der hoechsten Stellen der Stadt Casakalenda gefunden. Wie ich erfuhr, war dieser gemauerte 1,60 hohe Block urspruenglich die Basis fuer ein hohes Kreuz. ( Pyramide und Dreieck besitzten auch die spirituelle Bedeutung von Auferstehung und Dreifaltigkeit) . Man kommt zu dieser Stelle, indem man die vielen Treppen des Staedtchens hinaufgesteigt . Diese Stelle besitzt durch seine kultische Vergangenheit eine fuer mich wichtige Voraussetzung , um eine kuenstlerische Intervention durchzufuehren . Zudem sitzen die Frauen des Ortes gerne in der Naehe dieser Stelle. Der Blick geht ueber das Dorf hinweg auf die Bergmassive des Molise.
Um den Basisstein des Kreuzes herum, auf der Anhoehe des Ortes, moechte ich also meine “Pyramide” nicht bauen, sondern verspannen . Der Kreuzbasisblock soll mein Pyyramiden- Kernstein werden . Ein 1 meter hohes Eisenrohr lasse ich in den Kreuzstumpf einsenken und einzementieren und verspanne von ihm aus vier Drahtseile in die 4 Himmelsrichtungen zum Boden hin. Die Hanglage wird der “Pyramide” unterschiedliche Hoehen geben, die hoechste Stelle wird 2, 10m betragen.
Um den Stein herum zeichne ich somit eine entmaterialisierte Pyramide. Auf dem Boden markiere ich die Ecken eines Quadrat. Die spitzen Dreicke und das Quadrat sollen in einem idealen Verhaeltnis zueinander stehen . Den Stumpf, bzw Kern meiner “Pyramide”, will ich durch eine Serien von kuenstlerisch bearbeiteten Kacheln dekorieren. Ich will Reihen von kleinen Kachelquadraten, stufenfoermig versetzt um den Steinblock herumfuehren , einfuegen zu einer Art “Stufenzeichnung” entwickeln, die wie die alten geheimnisvollen Gaenge in den aegyptischen Pyramiden zu nord- und suedausgaengen streben . Ausgangspunkt meiner Zeichnungen auf den Kacheln ist der Stadtplan von Casakalenda . Ich benutze dieses Sujet um auch diese “Pyramide” an die urbane Situation von Casakalenda zu binden . Den Stadtplan verwandele ich jedoch durch Ueberlagerungen, Verdoppelungen , Ueberzeichnungen in eine unuebersichtliches Bild , wo das Wiedererkennen des Ortsplanes nur in Teilen, wenigen Fragmenten, moeglich ist. Die Ursprungszeichnung weitet sich kuenstlerisch willkuerlich zu einem Gewirr von Gaengen und Grundrissen aus, eher ausufernd als klaerend, so das in ihr nur noch einen Art wage Erinnerung eines bestimmten Ortes zu finden ist. Eine Erinnerung, die sich mit Neuem vermischt, wie die Erinnerung vieler Menschen, die von Casakalenda aus in die ganze Welt emigriert sind und die dennoch in Casakalenda ihren Ursprungsort erkennen .